Bahnbetriebswerk Hamburg-Langenfelde stellt Weichen für optimale Wartung und Instandhaltung der neuen ICE-Generation.
Das Bahnbetriebswerk in Hamburg rüstet auf für die bisher größte Zug-Flotte der Deutschen Bahn. „Hamburg-Langenfelde wird einer der zentralen Heimatbahnhöfe des ICE 4, der neuesten Generation der ICEs. Das erfordert bauliche Maßnahmen beispielsweise an der Wagenhalle, die vergrößert werden muss“, sagt Tino Behn, Projektleiter bei der DB Netz AG. Der gelernte Diplom-Ingenieur verantwortet den Ausbau der Anlageninfrastruktur im Bahnbetriebswerk Hamburg-Langenfeld.Bereits seit 2014 baut die DB Netz AG die Anlagen zur Zuginnenreinigung, zur Abwasserentsorgung und Versorgung der Zuge mit Trinkwasser kontinuierlich aus. Aufgrund des Neubaus der Überführung der Autobahn 7, die den nordwestlichen Bereich des Bahndepots betrifft, fielen in den vergangenen Jahren Wartungskapazitäten weg. Ebenso schränken die Baumaßnahmen im Bahndepot aufgrund der ICE-4-Aufrustung die Nutzung vorhandener Wartungsanlagen ein. Behn: „Dadurch werden im Hallenbereich nicht mehr genug Kapazitäten zur Verfügung stehen. Die Versorgung der Züge muss in den Außenbereich verlegt werden.“
Mit der Erweiterung der Wartungseinrichtungen greift das Unternehmen möglichen Engpassen im Depot vor. An die neuen Anlagenkomponenten stellte die DB Netz AG im Rahmen einer Ausschreibung spezifische Anforderungen: Die angebotenen Pump- sowie Ver- und Entsorgungsstationen sollten einfach zu bedienen sein, um sicherzustellen, dass Wartungs- und Reinigungsarbeiten hocheffizient und präzise erfolgen. Um die Installation zu beschleunigen, setzte die DB Netz AG auch fertige Bauelemente in der Projektausschreibung voraus. Dabei durften die Fertigbauteile nicht mehr als 300 Kilogramm wiegen, um auf einfachem Wege auf den Gleisen von speziellen Baustellenfahrzeugen transportiert und verladen werden zu können. Durchgesetzt hat sich Vogelsang in verschiedenen Ausschreibungen mit einem umfassenden Losungsangebot von insgesamt 75 Systemen: Clean- Units (Medienschranke) für die Zuginnenreinigung, zentrale VacUnits (Vakuumpumpstationen) und TUnits fur die Trinkwasser Befüllung sowie die Entsorgung des Zugtoilettenabwassers. Von den 75 Systemen waren 35 mit Fundamentkonsolen ausgestattet. Als speziell für den Bahnbereich ausgelegtes, leichtes Fertigteilelement von Vogelsang konzipiert, beinhaltet die Fundamentkonsole sämtliche erforderlichen Anschlüsse, Leitungen und Kabelleerrohre.
Behn: „Das hat den Einbau der Anlagen enorm vereinfacht und den Zeitaufwand des Bauvorhabens deutlich reduziert.“ Denn Tiefbauarbeiten, wie etwa das Verlegen von Leitungen für die Stromversorgung, Trinkwasserleitungen und weitere bauliche Maßnahmen, die als Vorleistung zu erfüllen waren, liefen Hand in Hand mit dem anschließenden Einbau der Fundamentkonsolen und der Installation der Anlagen. Auch Behns finanzielle Bilanz fallt positiv aus: „Durch diesen reibungslosen Ablauf haben sich die Projektkosten insgesamt verringert.“
VacUnit - Die zentrale Vakuumstation
Zentrales Element der Ver- und Entsorgungslösungen von Vogelsang im Bahnbetriebswerk Hamburg-Langenfelde ist die Vakuumpumpstation VacUnit. Im Kern besteht sie aus den benötigten Pumpaggregaten in redundanter Ausführung und der dazugehörigen Zentralsteuerung. Im Bahnbetriebswerk Hamburg-Langenfelde wird in drei VacUnit- Stationen mit jeweils zwei Vogelsang- Drehkolbenpumpen der VX-Serie Unterdruck erzeugt und das Abwasser gefördert. Die redundante Ausführung sorgt für eine hohe Verfügbarkeit des gesamten Systems. Die Verdrängerpumpen sind selbstansaugend und auf die Förderung dickflüssiger Medien ausgelegt. Gegenüber Fremdkörpern und Störstoffen sind sie unempfindlich und sie lassen sich einfach warten. Direkt verbunden mit der Kanalisation fördert und entsorgt die VacUnit das Abwasser effizient in einem Schritt.
Verbaute Anlagenkomponenten vonVogelsang im Bahndepot
TUnit - Ver- und Entsorgungssystem am Bahnsteig
An den Bahnsteigen im Depot sind die TUnits als integrierte Ver- und Entsorgungsstationen installiert und an die zentrale Pumpstation (VacUnit) angeschlossen. Die Mehrplatz-T-Systeme ermöglichen den direkten Zugriff auf die Absaug- und Versorgungsschläuche und damit die prompte Abwasserentsorgung aus dem WC-Sammeltank und die Versorgung mit Trinkwasser. Die Systeme sind kompakt konstruiert und mit einem automatischen Schlauchrückzugsystem sowie weiteren bedienerfreundlichen Features wie einer integrierten Abschaltautomatik ausgestattet.
CleanUnit - Professionelle Reinigungsstation
Mit den zusätzlich installierten Medienschränken für den Reinigungsbedarf, den Vogelsang-CleanUnits, führt das Personal die Zuginnenreinigung professionell durch. Neben Reinigungsmitteln und Geräten stellen die CleanUnits auch kaltes und warmes Wasser sowie eine umweltschonende Entsorgungsmöglichkeit für das Grauwasser zur Verfügung. Mit den kompakten Reinigungseinheiten sind alle Utensilien für eine gründliche Zuginnenreinigung an einem Ort. Das reduziert Zeitbedarf und Arbeitswege und ermöglicht eine Reinigung der Züge innerhalb kürzester Zeit.
Auch der Zeitrahmen wurde nicht – wie häufig bei komplexen Bauvorhaben mit vielen Beteiligten – gesprengt, ganz im Gegenteil: Als die Konzeptionierung und Planung des Vorhabens Anfang 2016 begann, gingen die Verantwortlichen noch von einer Fertigstellung Ende 2018 aus. Bereits ein Jahr früher als gedacht, im Dezember 2017, konnte die zuletzt erstellte Anlage zur Innenreinigung sowie zur Ver- und Entsorgung an die Betreiber des Bahndepots übergeben werden. Maßgeblichen Anteil daran hatten auch die Vogelsang- Experten. Seitdem sind die Losungen erfolgreich in Betrieb und ermöglichen der Deutschen Bahn eine effiziente Steuerung der Kapazitäten. So können bei Bedarf in der Spitze 30 Mitarbeiter gleichzeitig die Wartungs- und Instandhaltungsanlagen nutzen.
Betrieb der Anlagen sicher.
Zentrales Monitoring und Fernwartung
Auch das von Vogelsang entwickelte Online-System für die Überwachung und Steuerung von Anlagenkomponenten, VEBSys, wurde in Hamburg- Langenfelde eingerichtet. Die webbasierte Kontrollapplikation liefert ortsunabhängig die Betriebsdaten aller an das Programm Anlagenkomponenten und damit ein verlässliches Monitoring ihrer Betriebsbereitschaft. Tritt eine Störung auf, lasst sich diese sehr oft schon per Fernwartung beheben. Eine Reparatur vor Ort mit dem entsprechenden Zeit- und Kostenaufwand durch Anreise und Personal ist daher nur noch in seltenen Fällen erforderlich. An das Online-System VEBSys angebunden sind die sogenannten Vor-Ort-Steuerstellen (VOS). Über die VOS lassen sich beispielsweise die Ventile an den Ver- und Entsorgungseinrichtungen der TUnits steuern. Eine automatisch eingestellte gegenseitige Verriegelung der Armaturen verhindert unter anderem, dass das Trinkwasser durch einen Fehler des Bedienenden mit Abwasser verunreinigt wird. Die Kombination aus webbasierter Kontrolle und Bedienmodulen vor Ort ermöglicht den Betreibern in Hamburg eine umfassende Qualitätskontrolle der Gerate und stellt den zuverlässigen und unterbrechungsfreien Betrieb der Anlagen sicher – unerlässlich für die Zugwartung im vorgegebenen Zeitrahmen und für eine reibungslose Logistik innerhalb des Bahndepots.
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