„Unsere Wurzeln liegen in der Landwirtschaft. Daher hatten wir schon immer ein sehr enges Verhältnis zur Natur und dem verantwortungsvollen Umgang mit ihr.“
Hugo Vogelsang,
Geschäftsführer und Leiter Forschung und Entwicklung
Nachhaltigkeit nimmt einen immer höheren Stellenwert ein. Vogelsang hat die Notwendigkeit des umweltbewussten und ressourcenschonenden Handelns schon früh erkannt und schenkt dem Thema seit jeher viel Aufmerksamkeit. Es ist eines der Kerncharakteristika der gesamten Produktpalette, diese so energieeffizient wie möglich zu gestalten. Nicht umsonst konnte sich die Vogelsang-Technik in vielen unterschiedlichen Bereichen als umweltgerechtere Alternative etablieren. Ein Leuchtturm des Produktportfolios ist hier die Gülleausbringung mittels Schleppschlauch- und Schleppschuhtechnik, bei der die Gülle präzise und emissionsarm im Boden platziert wird, ohne diesen zu beschädigen. Im Interview geht Hugo Vogelsang, Geschäftsführer und Leiter des Bereichs Forschung und Entwicklung, auf das Thema Nachhaltigkeit ein. Er gibt Einblicke, wie Vogelsang nachhaltiges Handeln im Unternehmen lebt.
Mit Nachhaltigkeit verbinden wir zwei Faktoren: zum einen, für den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen wie Gülle die notwendige Technik bereitzustellen, zum anderen, Produkte zu entwickeln, die wenig Energie verbrauchen. Für uns ist es also wesentlich, die Produkte für unsere Kunden möglichst energiesparend zu gestalten und Nachhaltigkeit bei der Entwicklung von Beginn an mitzudenken. Wir fragen
uns bei der Konstruktion immer wieder aufs Neue:
Wie viele Kilowattstunden benötigt der Kunde für welche Arbeit und wie schaffen wir es, den Aspekt der Energieeffizienz von Beginn an in die Produktentwicklung mit einfließen zu lassen?
Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit bei Vogelsang?
Das Thema war uns schon immer sehr wichtig. Das kommt daher, dass viele unserer Produkte dort eingesetzt werden, wo Nachhaltigkeit und Umweltschutz eine bedeutende Rolle spielen. Dazu zählt beispielsweise die Landwirtschaft inklusive der nachhaltigen Gülleverwertung und stickstoffarmen Gülleausbringung.
Wie spiegelt sich der Nachhaltigkeitsgedanke in der Produktion wider?
Unser Ziel ist es, möglichst ohne Schäden für die Umwelt zu produzieren und so wenig Ressourcen wie
möglich zu verbrauchen. Während sich andere Unternehmen ihrer schweren Pumpen rühmen, ist es unser
Ziel, Pumpen möglichst leicht zu halten, um Gusseisen einzusparen. Wir beziehen unsere Gussteile größtenteils regional, nicht nur wegen kurzer Transportwege, sondern auch, weil wir durch die gute Zusammenarbeit sehr genaue Gussteile mit nur wenig Materialzugabe bekommen. Das hat gleich zwei
Vorteile: Gusseisen wird eingespart, und was nicht da ist, muss auch nicht teuer und energieaufwändig
zerspant werden. Den Nachhaltigkeitsgedanken in die Produktion einfließen zu lassen und unsere Produkte energieeffizient zu konstruieren, ist zwar nicht immer günstiger, uns aber sehr wichtig.
Welche Produkte aus dem Portfolio stechen in puncto nachhaltige Technik besonders heraus?
Wir legen Wert darauf, unsere Produkte generell so zu konstruieren, dass sie möglichst energieeffizient arbeiten und nachhaltig einzusetzen sind. Wir wollen also keine billigen Maschinen herstellen, die viel Energie verbrauchen. Mit unserer Schleppschlauchtechnik, die wir zusammen mit der Landwirtschaftskammer Oldenburg entwickelt haben, waren wir unserer Zeit in Bezug auf Energieeffizienz und ressourcenschonenden Gülleeinsatz schon vor etlichen Jahrzehnten weit voraus. Daher ist die
Schleppschlauchtechnik in puncto Nachhaltigkeit auf jeden Fall ein „Highlight“ in unserem Produktportfolio. Auch für Biogasanlagen bieten wir Produkte, mit denen unsere Kunden energieeffizienter arbeiten. Beispielsweise können Anlagenbetreiber mittels mechanischer Desintegration mit dem DisRuptor oder
auch mit dem RotaCut selbst bei strukturreicher Biomasse einen höheren Gasertrag erzielen und gleichzeitig den Eigenstromverbrauch senken.
Vogelsang legt viel Wert auf erneuerbare Energien – das Unternehmen erzeugt sogar selbst Strom aus
ihnen. Seit 2006 hat Vogelsang eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, die bis zu einer Megawattstunde Strom am Tag produziert; in den letzten Jahren hat das Unternehmen noch eine 400-Kilowatt-Peak-Anlage dazugebaut. Den durch die Anlagen erzeugten Strom kann Vogelsang im letzten Winkel des Standorts nutzen. Ist es am Wochenende sonnig, produziert das Unternehmen sogar „zu viel“ Strom, der dann ins Netz eingespeist wird.
Hugo Vogelsang: „Energie sparen und erzeugen hat für uns schon immer eine große Rolle gespielt. Wir suchen nicht im Netz nach Strom aus erneuerbaren Energien, wir produzieren den grünen Strom selbst. Im Jahr 2021 haben wir 10 – 15 Prozent unseres Strombedarfs generativ selbst erzeugt – mit der nächsten geplanten Anlage kommen wir auf über 20 Prozent.“
Welche Maßnahmen setzt Vogelsang im Bereich der Energierückführung um?
Zum einen setzen wir das um, was in der Gebäudetechnik „normal“ ist, also, dass wir beispielsweise bei
Lüftungsanlagen Energie zurückgewinnen. Außerdem haben wir die Möglichkeit, durch unser zentralisiertes Gebäude Heizenergie wiederzuerlangen. Dabei stehen Kompressoren und Heizungen in einem gemeinsamen Raum, sodass wir die Abwärme der Kompressoren über Wärmetauscher in das Heizwasser überführen können. Eine weitere wesentliche Maßnahme, die wir schon seit den frühen 2000er Jahren umsetzen, betrifft unseren Prüfstand. Wir betreiben hier eine zusätzliche Pumpe im Prüfkreislauf quasi als Wassermotor, der dann einen Generator antreibt. Die Energie wird dann wieder in den Antrieb des Prüflings eingespeist. Ca. 50 Prozent der Energie werden so eingespart. Besonders bei Dauererprobungen können wir so viele Megawattstunden im Jahr einsparen.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei Ihnen im Logstikbereich?
Dort, wo es die Größe der Bauteile zulässt, nutzen wir Mehrweg-Transportverpackungen, zum Beispiel Mehrweg-Europaletten oder Gitterboxen. Unsere Schleppschlauchgestänge liefern wir als EasyPack auf einem Transportrahmen vormontiert. Auf diesem ist Pfand, er wird also beim nächsten EasyPack-Transport wiederverwendet. Ist in einem Bauteil Platz, legen wir – wenn passend – im Transport ein anderes Bauteil in dieses, um Verpackungsmaterial zu sparen. Wenn wir zwischen einzelnen Niederlassungen Warenverkehr haben, achten wir zudem darauf, Leerfahrten der LKW zu vermeiden. Generell versuchen wir, unsere Materialien und Bauteile regional einzukaufen, um Transportwege zu sparen. Außerdem lassen wir fast 100 Prozent unseres Gusses in Deutschland fertigen, was wiederum CO2-Emissionen im Transport
spart. Insgesamt bevorzugen wir Geschäftspartner aus der Nähe, sowohl Lieferanten als auch Hallenbauer
oder Elektriker.
Wie lässt Vogelsang Nachhaltigkeit in den alltäglichen Betrieb einfließen?
Was hat Vogelsang in Zukunft in Sachen Nachhaltigkeit geplant?
Aktuell versuchen wir, in Reichweite einer Mittelspannungsleitung Windkraft zu beziehen. Zusätzlich planen wir eine große, zentralisierte Erdwärmeanlage, mit der wir es schaffen können, über 80 Prozent unseres Gaseinsatzes für Heizung durch Erdwärme zu ersetzen. Damit wären wir in der Lage, alle Hallen mit Heizenergie, Strom oder Druckluft zu versorgen. Über einen Batteriespeicher wollen wir außerdem noch höhere Eigenverbrauchsraten von Solarstrom erreichen. Außerdem ist es uns wichtig, Nachhaltigkeit in unserer Firmenphilosophie noch weiter zu verankern und schwarz auf weiß festzuhalten.
Vielen Dank für das Interview!
Auch im Bereich Human Resources ist Vogelsang als „nachhaltig“ zu bezeichnen: Das Unternehmen weist im deutschlandweiten Vergleich eine sehr hohe Ausbildungsquote auf und bildet nicht nur Lehrlinge, sondern auch beispielsweise Ingenieure im dualen System aus. Hugo Vogelsang sagt mit einem Augenzwinkern: „Ein Familienunternehmen zeichnet sich durch zwei Merkmale aus: Erstens, es wird von einer Familie geleitet. Zweitens, sehr viele Familien arbeiten dort. Bei Vogelsang arbeiten einige Mitarbeitende in der zweiten und dritten Generation. Bei uns haben sich bereits viele Ehepaare kennengelernt, wobei der eine oder andere Nachwuchs entstanden ist. Wir sind also in vielerlei Hinsicht
ein nachhaltiges Unternehmen.“
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