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Wenn Abfall wertvoll ist - Die BiogasTec-Biogasanlage in Albertstroom, Belgien

Gute Erfahrungen bei der Zusammenarbeit sichern umweltverträgliche und ressourcenschonende Energie- und Wertstoffgewinnung. Von den meisten unbemerkt ist 2019 in Albertstroom eine der größten Biogasanlagen in Betrieb gegangen.

In Albertstroom, ca. 25 Kilometer östlich von Antwerpen in Belgien, werden die Abfälle in wertvolle Ressourcen verwandelt, denn dort werden Energie, Dünger und Brauchwasser aus Bioabfällen und Reststoffen erzeugt. BiogasTec hat sich genau auf diese Form der nachhaltigen Abfallverwertung spezialisiert. Das Unternehmen ist für die Planung, Realisierung und den Betrieb der Anlage verantwortlich.

Im Fokus bei BiogasTec stehen geschlossene Kreisläufe und nachhaltige Prozesse sowie eine höchstmögliche Effizienz. Dabei setzt das Unternehmen auch auf die Zusammenarbeit mit Vogelsang.

Alles begann in den frühen 2000ern. Der Student Wouter Platteau verfolgte interessiert die Entwicklung der Biogas-Technologie. Er hielt Energiegewinnung aus Abfällen mittels Biogas-Technologie für ressourcen- und umweltschonend und empfand das Handeln der frühen Biogasakteure hinsichtlich Umwelt und Ressourcen als sehr verantwortungsvoll und umsichtig. Gleichzeitig faszinierte ihn die Vielfalt des Themas. Wollte man im Biogas-Sektor erfolgreich sein, musste man sich intensiv mit der Biologie auf der einen und der Technik auf der anderen Seite befassen. Dabei musste man gleichzeitig wirtschaftliche Lösungen entwickeln und Menschen für die seinerzeit höchst ungewöhnlichen Vorhaben gewinnen. Eine rein theoretische Betrachtung des Themas schied daher von vornherein aus.

Platteau wollte vielmehr etwas Praktisches realisieren. Und so heuerte er bei Trevi an, einem auf Umwelttechnik sowie die Beratung in diesem Bereich spezialisierten Unternehmen. Seinen Fokus setzt Trevi dabei auf Lösungen, die helfen, Ressourcen zu schonen, indem diese optimal genutzt und weitestgehend wiederaufbereitet und wiederverwendet werden. Im Idealfall durch biologische Prozesse. Lösungen können Konzepte für umweltschonende Lackierprozesse in der Automobilindustrie, speziell konzipierte Kläranlagen in der Lebensmittelindustrie oder Anlagen zur Abluftbehandlung in der chemischen Industrie sein. Trevi nutzt sein in vielen Bereichen gesammeltes Know-how, überträgt es auf andere Anwendungen und passt es an. So blicken die 180 Mitarbeiter auf über 300 erfolgreiche Projekte zurück. Auch zahlreiche Anlagen zur Behandlung und Aufbereitung von Flüssigmist aus der Tierhaltung gehören dazu. So überrascht es auch nicht, dass das Unternehmen auch Biogasanlagen projektiert, baut und oft auch selbst betreibt.

 

Komplexe Lösungen durch Teamspirit

Trevis Tochterunternehmen BiogasTec hat sich auf die Verwertung von Abfällen und Reststoffen spezialisiert. Die Zielsetzung der ersten konzipierten Biogasanlage war noch relativ einfach: Flüssigmist effizient aufbereiten. Um dabei Ressourcen zu schonen, wird dieser in einem Fermenter vergoren und dabei Energie gewonnen.

Heute sind die Konzepte, die das Team rund um Geschäftsführer Wouter Platteau entwickelt und realisiert, weit komplexer. Gelingen kann dies nur, davon ist Wouter Platteau überzeugt, wenn sich alle als Team verstehen. Wichtig ist ihm deshalb auch eine gesunde Work-Life-Balance. Wachstum und Erfolg sind erforderlich, damit das Unternehmen in neue Projekte investieren kann. Aber auch das eigene Privatleben und das der Mitarbeiter darf dabei nicht zu kurz kommen. Deshalb ist eine realistisch realisierbare Projektmenge ein weiterer wichtiger Baustein seiner Firmenphilosophie. Um die komplexen Projekte nachhaltig erfolgreich realisieren zu können und von der Planung und Genehmigung bis hin zum Anlagenbau ein gutes Ergebnis zu liefern, befasst sich BiogasTec immer nur mit einer begrenzten Anzahl Projekte gleichzeitig.

 

Geschlossene Kreisläufe

Eine hohe Effizienz des Gesamtsystems und geschlossene Kreisläufe sind für die Projektrealisation wichtige Vorgaben. Paradebeispiel dafür ist ein Projekt, das in enger Zusammenarbeit mit einem Hersteller von Tiefkühlgemüse realisiert wurde. Ein für beide Seiten so erfolgreiches Projekt, dass die Leistung der gemeinsam betriebenen Anlage im Jahr 2016 verdoppelt wurde. Als Einsatzstoffe dienen zu 77 Prozent Produktionsabfälle. Der entwässerte Klärschlamm der betriebseigenen Kläranlage, die die Produktionsabwässer biologisch aufbereitet, bildet weitere 13 Prozent der eingesetzten Feststoffe. Ergänzt wird dies noch durch eine kleine Menge Energiepflanzen. Mit den Vogelsang-Feststoffdosiersystemen wird alles zu einer homogenen Suspension angemaischt, die Fermenter werden mit bakteriengerecht aufbereiteten Substraten gefüttert. In den Fermentern und Nachgärern der Biogasanlage vergären sie und es entsteht unter anderem Biogas. In den zwei Blockheizkraftwerken (BHKW) der Anlage wird es zur Erzeugung von 3 MWel Strom und 3,4 MWth Wärmeenergie genutzt. Beides wird von den beiden Partnern direkt vor Ort verbraucht und ist dabei deutlich günstiger als die bisherigen Bezugsquellen.

Bei BiogasTec ein wichtiges Detail für die Nachhaltigkeit und den Erfolg des Projektes: die weitestgehend vollständige Nutzung der Wärme. Sie dient größtenteils zur Erzeugung von Prozessdampf, der in der Produktion des Partnerunternehmens benötigt wird. Aber auch in der betriebseigenen Kläranlage und der Biogasanlage selbst wird die Wärme genutzt. Unter anderem für die Aufbereitung der Gärreste. Diese werden in eine flüssige und eine feste Fraktion (ca. 20.000 Tonnen pro Jahr) getrennt. Während die feste Fraktion sofort für den Einsatz als Dünger bei den Lieferanten aus der Landwirtschaft geeignet ist, wird die flüssige Phase in einem Verdampfer noch weiter aufbereitet. Am Ende wird daraus demineralisiertes, qualitativ hochwertiges Wasser, das wieder in der Produktion des Partners verwendet werden kann. Außerdem erhält man ein flüssiges Nährstoffkonzentrat, das der trockenen Fraktion beigegeben wird und somit dessen Nährstoffgehalt steigert. Alles in allem ein rundum geschlossener Kreislauf.

 

Biogasanlage in Albertstroom: Bislang grösstes Projekt von BiogasTec

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BiogasTec-Projekte zeichnen sich durch automatisierte Prozesse und funktionale Komponenten mit hohen Wirkungsgraden aus. Mit nur 17 der insgesamt 40 BiogasTec-Mitarbeiter wird der Betrieb der sechs mit Partnern betriebenen Biogasanlagen wirtschaftlich und nachhaltig gewährleistet. Als Planungsbüro, Anlagenbauer und Betreiber weiß man, worauf es ankommt. Zahlreiche Vogelsang-Technologien unterstützen den Betrieb: Drehkolbenpumpen der VX-Serie, RotaCut- Zerkleinerer und Feststoffdosierer sorgen auf den BiogasTec-Anlagen für die Aufbereitung und Förderung von Flüssigmist, Suspensionen und Gärresten.

Auch in der Biogasanlage Albertstroom in Grobbensdonk sind Vogelsang-Produkte von großer Bedeutung. Albertstroom ist das siebte und mit fast 13 MWel das mit Abstand bisher größte realisierte Projekt. Die Größe spielt auch hier für BiogasTec nur eine untergeordnete Rolle, denn viel wichtiger bei der Projektentwicklung waren Fragen wie: Welche Reststoffe und Bioabfälle stehen wo in welchen Mengen zur Verfügung? Wie kann die erzeugte Energie und wo können die Gärreste sinnvoll genutzt werden?

In Albertstroom werden jährlich rund 250.000 Tonnen Flüssigmist und flüssige organische Abfälle sowie unterschiedlichste Reststoffe und Abfälle aus der Region vergoren. Bei der Anlieferung der Inputstoffe wird zunächst von jeder Charge eine Probe gezogen und analysiert, um mögliche Komplikationen durch unerwünschte Inhaltstoffe zu vermeiden. Wichtig und typisch für BiogasTec: Der gesamte Annahmebereich mit mehreren Boxen und unterirdischen Tanks ist in einer Halle untergebracht. Eine Lüftungsanlage sorgt dort für ständigen Unterdruck, der gesamte Abluftstrom wird mittels eines biologischen, mit Hackschnitzeln befüllten Abluftfilters aufbereitet. Auf diese Weise werden Geruchsemissionen auf ein Minimum reduziert. Das ist äußerst wichtig, bedenkt man, dass zum Beispiel Schlachtabfälle und Abfälle aus der Lebensmittelindustrie und dem Lebensmittelgewerbe dort angeliefert werden. Dazu zählen auch verpackte Lebensmittel, die nicht mehr für den Verzehr geeignet sind. BiogasTec entpackt diese selbst, um sicherzugehen, dass sie absolut frei von Plastik sind. Für die Feststoffzufuhr sind fünf Beschickungslinien mit unterschiedlicher Ausstattung installiert worden, um jedes Substrat so effizient wie möglich verarbeiten zu können. Dazu gehört auch ein Flüssigfütterungssystem von Vogelsang.
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Der Pumpenraum mit zwei Drehkolbenpumpen zum Fördern von Biosuspension. Ganz rechts der RotaCut RCX des Flüssigfütterungssystems.

 

In den Fermentern setzen die Bakterien die vermeintlichen Abfälle, die in Wirklichkeit Rohstoffe sind, in 36.250.000 Nm³ Biogas pro Jahr um. Für die Verstromung sind vier BHKW mit je 3 MW Nennleistung installiert. Mittels einer ORC-Turbine werden aus der Abwärme der Abgase weitere 900 kW Strom erzeugt. Rund 4,5 MW werden von einem Unternehmen, das Kunststoffverpackungen herstellt, wieder abgenommen. Natürlich wird auch der Energiebedarf der Anlage selbst damit gedeckt. Der restliche Strom wird ins Netz gespeist und deckt den Strombedarf von rund 20.000 belgischen Haushalten. 11 MW der erzeugten Wärmeenergie werden in der Fertigung des benachbarten Betonteileherstellers für die Trocknung der Bauteile eingesetzt. Hier wird auch das Wasser aus der Gärrestaufbereitung wiederverwendet. Ein weiterer Teil der thermischen Energie wird in Trocknungsboxen direkt vor Ort auf der Anlage genutzt, zum Beispiel für die Trocknung von Holz. Daneben werden 65.000 Tonnen organischer Dünger produziert, in dem 94 Prozent der mit den Inputstoffen zugeführten Nährstoffe menthalten sind. Die Lagerung und Abholung ist gleich neben der Annahme untergebracht; auch die Abluft aus diesem Bereich wird über den Biofilter geleitet, so dass Geruchsemissionen eliminiert werden.

 

Vertrauensvolle und professionelle Zusammenarbeit mit Vogelsang

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Zwei von zehn Vogelsang-Drehkolbenpumpen in der Biogasanlage Albertstroom

 

Bei der Realisierung seiner Projekte, auch in Albertstroom, setzte BiogasTec auf Vogelsang als vertrauenswürdigen Partner für Pump-, Zerkleinerungsund Feststoffdosiertechnik. Zehn Drehkolbenpumpen der VX-Serie und vier RotaCut-Zerkleinerer sorgen an den unterschiedlichsten Stellen für die effektive Aufbereitung bzw. Förderung der Biosuspension. Wichtige Auswahlkriterien sind Zuverlässigkeit, einfache und schnelle Wartung sowie eine schnelle Ersatzteilversorgung. Neben den ausgereiften Vogelsang-Technologien profitiert BiogasTec auch noch von anderen Service- Leistungen von Vogelsang. Nämlich von der kompetenten Beratung, die ohne die langjährige Erfahrung bei Vogelsang nicht möglich wäre. Genau diese ist für BiogasTec ein wichtiges Kriterium für einen guten Zulieferer. Dabei sollte dieser auch nicht zu festgefahren auf alten Pfaden wandeln, sondern flexibel auf neue Herausforderungen reagieren und mit seinen Kunden individuell zugeschnittene Lösungen entwickeln. Eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit, wie sie mit Vogelsang besteht, ist für BiogasTec ein sehr wichtiges Kriterium für eine langfristige und für beide Seiten fruchtbare Geschäftsbeziehung.

 

Weiterführende Links

Alles zum Segment Biogas

Mehr zu Vogelsang Drehkolbenpumpen

Mehr zum Vogelsang RotaCut

 

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